18. April 2017

Rollator, Pflegedienst und weitere Grausamkeiten

Von Klaus

Ein kleiner Stolperer und schon war die Welt meiner Mutter aus den Fugen geraten, Oberschenkelhalsbruch, zwei Wochen Krankenhaus, drei Wochen Reha und dann kam sie zu mir nach Hause. Ich quartierte sie in das ehemalige Zimmer meines Sohnes ein, das seit seinem Auszug vor einem halben Jahr leer stand. Ja das Leben hätte so schön sein können, wär nur dieser Stolperer nicht gewesen.

Aber bereits nach wenigen Wochen war die Tochter/Mutter WG, nachdem ich einen passenden Pflegedienst organisiert hatte, schon wieder im Begriff, sich wegen unüberbrückbarer Dickköpfigkeit der beteiligten Parteien aufzulösen. Bei der Erstbesichtigung der Wohnung meiner Mutter mit dem Pflegedienst, fragte mich die freundliche Pflegekraft, ob ich die Anschaffung eines schnurlosen Telefons in Betracht ziehen würde. Denn nach ihrer Erfahrung stellte der vorhandene Apparat mit dem meterlangen Kabel eine unnötige Stolperfalle dar. Außerdem könnte meine Mutter das Schnurlose in ihrem Rollator transportieren und müsste sich so keine Sorgen machen, dass sie einen Anruf verpassen beziehungsweise nicht erreichbar wäre, da sie nicht schnell genug an ihr Kabeltelefon kam. Die Zusatzfunktion für einen direkten Notruf zum Pflegedienst wäre so auch leichter zu betätigen.

Der Pflegedienst

Ohne Frage eine gute Idee, die ich meiner Mutter schon des Öfteren vorgeschlagen hatte. Doch ihre Reaktion darauf war immer wieder die gleiche: „Ach Kind, was soll ich denn nur mit so einem modernen Zeug, damit komm ich doch sowieso nicht klar! Das alte Gerät funktioniert, seitdem Du auf der Welt bist, was soll daran verkehrt sein!“ Wie immer behielt sie das letzte Wort. Ich sollte mir keine Sorgen machen, schließlich wohnte sie keine halbe Stunde von mir entfernt, wir waren quasi Nachbarn. Doch dieses Kabel, dass die freundliche Pflegekraft so eingehend beäugt hatte, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Morgen würde ich ein schnurloses Telefon kaufen und es in ihrer Wohnung installieren. Ich duldete keinen Widerspruch mehr!!

Gesagt getan! Als ich jedoch am nächsten Abend ihre Nummer wählte, hörte ich auch beim fünften Versuch nur tüt, tüt, tüt. Hatte Sie etwa das schnurlose Telefon aus dem Fenster geworfen oder war sie erneut gestürzt …? Um der Sache auf den Grund zu gehen, half nur ein Kontrollbesuch. Doch als ich ihre Wohnungstür aufschloss, sah ich sie schon vom Flur aus mit dem ungeliebten schnurlosen Telefon vor dem Fernseher sitzen und einen der unzähligen Shoppingkanäle anschauen. Sie bemerkte mich nicht direkt, da die Bestellung einer Antifaltencreme sie ganz in Anspruch nahm. „Hallo Kind ich habe jetzt keine Zeit für Dich, ich muss einkaufen“. Bevor ich die Tür wieder von außen schloss, hörte ich noch, wie sie zu der Shoppingtante am anderen Ende der Leitung sagte: „Wissen sie mit meinem neuen Telefon kann ich jetzt ganz ohne Kabel sogar vom Badezimmer aus mit Ihnen telefonieren …!“